Nussbaumer - Heinz Nußbaumer

Heinz Nußbaumer ist gestorben. Das macht traurig und ist für die österreichische Publizistik und das ganze Land ein herber Verlust. Er war einer der selten gewordenen, kostbaren Solitäre. Warum? Weil Nußbaumers journalistische und existentielle Karriere und sein bis zuletzt überzeugendes Engagement auf unnachahmliche Weise Innen und Außen miteinander verbunden, gegnerische Positionen moderiert, Denken und Glauben verknüpft sowie Skepsis und Zweifel den nötigen Platz gelassen haben. 

Heinz Nußbaumer, 1943 in Bad Reichenhall geboren, wuchs in Salzburg auf und studierte Theologie, Rechts- und Staatsphilosophie sowie Kunstgeschichte. 1966 holte ihn sein großes Vorbild Hugo Portisch, der später nach eigener Aussage zu einem „Lebensmenschen“ für ihn wurde, das junge Talent nach Wien zum „Kurier“, wo er ab 1971 zwei Jahrzehnte lang das Außenpolitik-Ressort leitete. In dieser Zeit entstanden große Artikelserien vor allem über den Nahen Osten, aus denen auch ein erstes, sehr frühes Styria-Buch entstand, das er mir mit Stolz vor wenigen Wochen bei meinem letzten Treffen mit ihm in Mattsee zeigte.

Von 1990 bis 1999 wechselte Nußbaumer in die Präsidentschaftskanzlei, als Sprecher der beiden Bundespräsidenten Kurt Waldheim und Thomas Klestil. Zur sogenannten „Waldheim“-Affäre hatte er eine eigene, sehr differenzierte Position, und es schmerzte ihn, dass diese im immer stärker werdenden Sturm der Entrüstung übertönt wurde. Nach diesem Engagement arbeitete Nußbaumer als freier Publizist. 20 Jahre lang, von 2003 bis 2023, war er Co-Herausgeber der Wochenzeitung „Die Furche“, für die er in seinen 14-tägig erscheinenden Kolumnen mit Verve die Fahne des Qualitätsjournalismus schwang.

Auch als Buchautor war er tätig: 2006 erschien bei Styria sein bis heute lieferbarer Best- und Longseller „Der Mönch in mir“ über seine Pilgerreisen auf den von ihm so geliebten Berg Athos, 2011 folgte sein Erinnerungsbuch „Meine kleine große Welt“, in dem er u. a. persönliche Begegnungen mit dem Dalai Lama, mit den US-Präsidenten Reagan und Clinton sowie mit Jassir Arafat und Muammar Gaddafi Revue passieren ließ. 

Obwohl es mir – trotz vieler Anläufe – nicht gelang, ihn von einem weiteren Buchprojekt zu überzeugen, blieben wir verbunden und wuchsen in eine Art Freundschaft hinein. Heinz Nußbaumer hatte einen kühlen Kopf und ein heißes Herz. Und er war ein Gottes- und Menschenfreund. Schön, dass wir ihm dies, neben dem Dank für vieles, nachrufen können!

Matthias Opis