Schwarz-weiß Portraitfoto von Jens Dreisbach

Köln ist hässlich? Moment! Unser Autor Jens Dreisbach weiß es besser und nimmt uns in seinem Buch Ich mööch zo Foß durch Kölle jonn mit auf 15 Touren durch die Rheinmetropole. Im Blog-Interview verrät er, warum Köln nicht schöner oder ehrlicher werden kann.

Wenn man Ihnen 10.000 Schritte schenkt – wo würden Sie in Köln starten und wo enden?

Start: die Westhovener Aue, mein grünes Revier. Ziel: die Traumathek, die letzte Mohikanerin unter den Videotheken, mit entzückendem Café sowie dem kleinsten und besten Kino. Zwischenstopps auf Melaten, in der Flora, der Groov, an der Strunde und, und, und … na gut, ich sehe es ein, einmal 10.000 Schritte reichen dafür wohl kaum aus!

Was entdeckt man über Köln erst, wenn man zu Fuß unterwegs ist – und was lieber nicht?

Nicht nur, was dem Auge schmeichelt, sondern auch und gerade, was man vielleicht lieber nicht entdecken möchte, ist 10.000 Schritte wert. Ich habe bei der Zusammenstellung der Ziele und Routen unter anderem Kalk und Chorweiler ausgewählt, obwohl es sich, je nach Tonlage, um »Problemviertel«, »Brennpunkte« oder »Schandflecke« handelt – absolut empfehlens- und sehenswert!

Was war die größte Überraschung bei der Recherche?

Ich kannte Sankt Andreas im Schatten des Doms bisher nur von außen. Und auch nicht die Fenster, die Markus Lüpertz in den vergangenen Jahren gestaltet hat. Sie sind absolut fabelhaft, coole Comics mit knalliger Komik, die die Stille des Sakralen zerreißen und die Kirche mit befreiendem Lachen erfüllen.

In Köln sagen die Leute: „Et kütt wie et kütt“. Gilt das auch fürs Gehen – oder braucht es Richtung und Ziel?

Sowohl als auch. Wer ohne Plan und Ziel flaniert, kann in Colonia viel Unerwartetes entdecken. Man kann sich allerdings auch auf Holzwegen und in Sackgassen verirren. Die 15 Touren dagegen wissen, wo es langgeht, und umfassen das ganze Spektrum – von großstädtischen Attraktionen der Kultur am laufenden Band bis hin zur Entspannung in den Oasen der Natur.

Wie verändert sich ein Ort, wenn man ihn beschreibt? Wird Köln durch Ihr Buch schöner, ehrlicher oder einfach nur anders?

Um die erste Frage beantworten zu können, müsste man erst klären, ob ein Ort, der nie beschrieben wurde, überhaupt existiert. Und da das, um das Mindeste zu sagen, zu weit führen würde, wende ich mich Frage zwei zu: Schöner und ehrlicher kann Köln nicht werden, weswegen zu hoffen bleibt, dass die Leserinnen und Leser Colonia mit neuen Augen sehen und in einem anderen Licht entdecken können.