Meditation für mehr Ruhe und Stille

Depression ist oft ein „Nicht-glücklich-Sein“, das sich aus unserem ständigen Verlangen nach mehr ergibt. Doch dieses Verlangen ist nicht stillbar. Unser Ich will immer mehr, aber das ist ein Weg, der nicht zum Glück führt.
Konkret heißt das für Sie: weniger! Weniger Verlangen, weniger Besitz, weniger den Alltag mit Verpflichtungen vollstopfen, weniger tun, weniger wollen, weniger erwarten, weniger zweifeln, dafür mehr Stille, mehr Vertrauen in sich selbst, mehr schlafen, mehr Nichtstun, um bei sich anzukommen. Ein Weg, um die Stille zu lernen, ist die Meditation ..

Die Meditation

Suchen Sie Ruhe und Stille und finden Sie sich selbst. Nur dort hören die Gefühle und Gedanken auf, laut zu sein. Das geht nicht sofort, es braucht Übung, so wie das Klavierspiel. Üben und nichts erwarten, wie beim Zähneputzen. Da erwarten Sie ja auch nichts, Sie tun es einfach, als Ritual vor dem Zubettgehen. So soll Ihre Meditation sein, ein Ritual Ihres Alltags. Die Veränderung kommt bestimmt. Aber Sie wissen nicht wann. Sie braucht auch nicht zu kommen, da Sie ja nichts erwarten. Meditation ist ein Weg von vielen in die Stille und in das Selbst hinein. Es ist grundsätzlich ein einfacher Weg, weil Sie beim Meditieren nichts anderes zu tun haben. Sie haben sich dann idealerweise von allen Pflichten so freigeschaufelt, dass Sie nun einfach sitzen können, entspannt, aufrecht, um nicht einzuschlafen, in einer Sitzposition, die für Sie gut passt. Das ist es schon: Sitzen und nicht warten, dass die Zeit vergeht. Stellen Sie einen Wecker auf fünf Minuten oder länger, dann können Sie die Zeit vergessen.
Ich möchte Ihnen hier ein paar Anleitungen zur Meditation geben, um Ihnen das Üben und Sitzen leichter zu machen, zumal unser Affengeist (wie man im Buddhismus sagt) ständig Beschäftigung braucht und nicht einfach sofort in die Leere hinübergeht, so wie wenn man den Computer ausschaltet.

Die Bhagavad Gita

Als Einstimmung auf die Meditation habe ich nun eine Stelle aus der Bhagavad Gita angeführt, einer Offenbarungsschrift, welche etwa im Jahr 1000 vor Christus entstanden ist und in ein großes Heldenepos, das Mahabharata („die große Geschichte der Bharatas“), verpackt überliefert ist. Es gibt ein berühmtes Foto von den Habseligkeiten Mahatma Gandhis, die er nach seinem Tod hinterließ. Er, die große Seele Indiens, der sein Land gewaltlos von der britischen Herrschaft befreite, hinterließ seinen schlichten weißen Baumwollumhang, seine Brille, seine Sandalen und sein abgegriffenes Exemplar der Bhagavad Gita. In diesem Buch hatte er täglich gelesen, eine, wie er sagte, für ihn unendliche Quelle der Inspiration.
In der Bhagavad Gits gibt Kṛṣṇa klare Anweisungen für die Praxis der Meditation, ohne Geheimnisse und Rituale, wie sie im Hinduismus gelegentlich auftreten.

„Kṛṣṇa gibt eine Anweisung: Suche dir, Arjuna, einen sauberen und bequemen Platz, richte diesen gemütlich und weich aus (mit Kushagras und Hirschfell). Dann setze dich hin. Bringe deine Gedanken zum Stillstand. Richte deinen Geist auf Eins aus. Dein Herz wird frei.“ (Vers 11)
„Halte deinen Rumpf, Kopf und Nacken in einer geraden Linie fest aufrecht, halte deine Augen davon ab, herumzuschweifen.“ (Vers 13)
„Und dann löse alle Ängste im Frieden des Selbst auf und weihe alle deine Handlungen Brahman, kontrolliere den Geist und richte ihn auf Brahman aus. Sitze in Meditation mit mir als deinem einzigen Ziel.“ (Vers 14)

Das Mantra „Om“ kann als Synonym für Brahman, das Göttliche, als Ausrichtung sowie als „innerer Gesang“ verwendet werden. Brahmarandhra ist die höchste Stelle des Kopfes und unterstützt beim Erreichen einer geraden Ausrichtung, wenn wir uns vorstellen, dass uns ein Faden an dieser Stelle nach oben zieht, wie bei einer Marionette.
Im Vers 19 entwirft Kṛṣṇa dann das berühmte Bild, dass der Geist wie eine flackernde Flamme im Sturm sei. Dieses Bild wird bis heute gerne als Unterstützung für die Konzentration in der Meditation verwendet. Man stellt sich dabei vor, mit dem inneren Auge die flackernde Flamme zu sehen, die dem unruhigen Geist entspricht, zum Beispiel im Herzraum. Nun beobachtet man im Geiste, wie die Flamme zur Ruhe kommt und schließlich ganz ruhig auf dem Docht dasteht. Gelingt dies, wurde der Geist mithilfe des Willens zur Ruhe gebracht.
Als Vorübung kann man auch eine brennende Kerze vor sich hinstellen, diese im Geiste genau beschreiben (dunkleres Zentrum auf dem Docht, ein hellerer Kranz rundherum, vibrierende Luft über der Flamme, das Flammenflackern, wenn man ausatmet, das Beruhigen der Flamme, wenn man nur noch ganz sanft ausatmet, ...) und das Bild der Flamme in sich, in den Herzraum, aufnehmen, mit dem Objekt der Betrachtung verschmelzen und „Flamme sein“.

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