In der Unterwelt - Lost Places Wien und Umgebung

In der Unterwelt des Naturhistorischen Museums

In den Kellerbereichen des „Palastes der Natur“ an der Ringstraße lagern rund 30 Millionen Objekte – das Ergebnis von Forscherneugier und Sammelfleiß. Eine unterirdische „Arche Noah“, in der sich die Geschichte des Hauses spiegelt.

© (c) Robert Bouchal Bild vergrößern Foto: (c) Robert Bouchal

Das Naturhistorische Museum in Wien ist eine Institution, mit der sich die Höhlenforscher sehr verbunden fühlen. Genau hier hat man es bereits sehr früh verstanden, Menschen für die Naturwissenschaften zu begeistern. Unter der Führung sachkundiger Mitarbeiter des Hauses war es immer eine Freude, den vielen Aktivitäten beiwohnen zu dürfen: den Vorträgen, Exkursionen und ständig wechselnden Ausstellungen  zu spannenden Themenbereichen. Den jungen Höhlenforschern wurde sogar die Möglichkeit geboten, in einer fixen Vortragsreihe und in regelmäßigen Treffen über ihre Forschungsarbeiten zu berichten. Es etablierte sich hier eine enge Zusammenarbeit zwischen den Forschergruppen draußen und der Informationssammelzentrale am Naturhistorischen Museum Wien. Die Offenheit in allen Richtungen war hier immer vorhanden und gab zahlreiche Impulse zu neuen Unternehmungen. Das am 10. August 1889 eröffnete Naturhistorische Museum, damals noch als k. k. Naturhistorisches Hof-Museum geführt, ist ein Hort der Naturwissenschaften.

Ein Haus, in dem jeder Mensch ein Grundwissen in den unterschiedlichsten Wissensgebieten erlangen kann. Es ist aber auch ein Haus, in dem viele Menschen arbeiten, um diese enorme „Maschine“ am Leben zu erhalten. Wir haben mit
freundlicher Erlaubnis der Museumsleitung die Gelegenheit bekommen, uns in diesem altehrwürdigen Gebäude, in dem Geschichte immer eine Rolle gespielt hat, genauer umzusehen. Wie in allen Museen der Welt herrscht auch hier ein notorischer
Platzmangel. Jeder Quadratzentimeter an Fläche, den man hier findet, möchte sofort genutzt werden.

Wir steigen hinab in den Keller, um uns hier umzusehen. Ein unheimliches Tier steht im Gang! Glücklicherweise ist dieses unbeweglich und stellt für niemanden eine Gefahr dar.

Der größte Teil des unterirdischen Bereiches des Museums dient zur Lagerung und Erhaltung vieler Präparate. Die Sammlung des Naturhistorischen Museums ist berühmt und wird weltweit geschätzt, versammelt es doch die unglaubliche Zahl von rund 30 Millionen Objekten! Beeindruckt wandern wir vorbei an wahren Heerscharen von Tierpräparaten, an Vögeln und Affen, Antilopen und Raubkatzen, es ist eine unterirdische Arche Noah, die vom Sammelfleiß der Wissenschafter zeugt, von ihrem Bemühen,
die großartige Vielfalt der Natur zu dokumentieren und den Besuchern des Hauses zu vermitteln.

Auf der Suche nach den Spuren aus der jüngeren Vergangenheit werden wir hier sehr schnell fündig.
An einer Wand entdecken wir ein aus Holz gefertigtes Türl mit zwei eisernen Sperrriegeln. Es sind die letzten Einbauten eines Luftschutzkellers. Wir können annehmen, dass ein so großes Haus wie das Naturhistorische Museum seinen Mitarbeitern einen
Schutzraum zur Verfügung stellte. Mehrere dieser Teile finden wir in unterschiedlichster Ausführung.
Selbst schwere Luftschutzblenden, aus massivem Eisen gefertigt, sind hier unten noch zu sehen. In einem Kellerraum, der heute zur Aufbereitung von Warmwasser genutzt wird, finden sich an der Wand alte Warnhinweise. In einem niedrigen Nebengang
stößt man auf eine alte Holzkiste – in ihr wurde mit ziemlicher Sicherheit „Deutsche Markenbutter“ transportiert.
In einem Lagerbereich fällt uns ein mehr oder weniger verstecktes Lastenteil mit Rädern auf. Es handelt sich hier um eine Kohlenlore. Einer der sehr seltenen Wägen, mit dem der Heizer einer großen Anlage die Kohle zu den Öfen transportieren konnte ... und da sind wir schon beim nächsten Thema: der Heizung eines solch großen Hauses.

Die Reste der alten Heizungsanlage

Im Keller dieses wundervollen Palastes der Natur, der heute mit einer modernen Heizungsanlage versehen ist, wurde zurzeit seiner Errichtung mit völlig anderen Methoden das Wohlbefinden in den kalten Jahreszeiten erhalten und gesteigert. Hier gab es wie seinerzeit in der Hofburg und im Burgtheater einst eine ausgeklügelte Lüftungs- und Wärmeanlage.
Im Keller des Hauses waren Heizer angestellt, die für die Aufrechterhaltung der Glut im hauseigenen Ofen zu sorgen hatten. Die Luftkanäle waren große gemauerte Gänge, über die man unterirdisch die einzelnen Gebäudeteile mit Wärme oder Luft versorgte. Wir durchschreiten einen kleinen Bereich dieser noch vorhandenen Gänge. Inmitten eines solchen Ganges befindet sich ein Tor. Dieses Tor ist mittig am Boden und am oberen Ende des Gewölbes gelagert. Seinerzeit diente es zur Regulierung der Luft. Mithilfe dieses wie ein Ventil ausgeführten Eisentores konnte für die richtige Luftströmung

gesorgt werden. Dort, wo warme Luft
gebraucht wurde, öffnete man diese großen Drehklappen. Ein Schließen dieser Eisentore ist heute nicht mehr möglich. Heute werden diese Kanäle für viel später eingebaute Luftkanäle der modernen Heizung genutzt. In der geöffneten Stellung verbleiben
die einstigen Stellklappen der historischen Heizungsanlage und sind nur mehr als Schauobjekt einer längst vergangenen Technologie zu bewundern.Beim Durchwandern dieser unterirdischen Gänge, die heute nur mehr in kurzen Abschnitten vorhanden sind, werden wir gleich wieder fündig! Wie aus einem Science-Fiction-Film taucht sie vor uns auf: die bis heute hier unten erhalten gebliebene schaurigschöne Ventilationsturbine des Naturhistorischen Museums.
Umlenkrollen, Eisenketten, Zahnräder, Eisenklappen, Metallscharniere, Schneckenwelle und Kraftübertragung – all das geht einem durch den Kopf, wenn man die allerletzten Teile der historischen Heizungsanlage vor sich hat.

€ 28,00
Franz. Broschur
16,8 x 24 cm; 224 Seiten
ISBN 978-3-222-13669-6
Erscheinungstermin: 11/02/2021
Sofort lieferbar

Verborgene Welten, vergessenes Wien

Das Wien, das einmal war. Überwuchert von der Natur, überbaut von späteren Generationen, zugeschüttet, verborgen, vergessen und oft kaum mehr zugänglich. Verlassene Orte – fernab der Aufmerksamkeit – erzählen von längst vergangenen Tagen und dokumentieren eindrucksvoll den dramatischen Wandel unseres Alltags. Das Erfolgs-Duo Robert Bouchal und Johannes Sachslehner weiß wie nur wenige Eingeweihte über deren Existenz Bescheid. Sie berichten von fesselnden Ausflügen zu diesen geheimen »Anderswelten« und machen diese Orte und Räume hautnah erlebbar.
• Die Katakomben unter dem Theseustempel
• Das vergessene Fernrohr zu den Sternen
• Der Flugplatz Strasshof
• Kaiser Josephs Gugelhupf
• Schirachs Last Stand

• Mit den Urban Explorern auf Feldforschung mit historischem Tiefgang
• Befeuert die Abenteuerlust der Lost Places Community in und um Wien

PRESSESTIMMEN "Ein kongeniales Autorenduo (...) sie lassen in schöner Regelmäßigkeit ihre Fangemeinde mit einem neuen Bildband an ihren Abenteuern unter der Erde teilhaben." (DIE PRESSE)

Robert Bouchal arbeitet als Höhlenforscher, Fotograf und Autor und dokumentiert seit über 30 Jahren die geschichtsträchtigen Orte seiner Heimat Österreich.
Johannes Sachslehner (Dr. phil.) ist Verlagslektor, Historiker und Autor zahlreicher Bücher zu historischen und kulturhistorischen Themen. Gemeinsam mit Robert Bouchal veröffentlichte er im Styria Verlag zuletzt den Band „Dunkles Wien. Orte des Schreckens und Verbrechens“.

Blick ins Buch

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Lost Places in Wien & Umgebung

€ 28,00
Franz. Broschur
16,8 x 24 cm; 224 Seiten
ISBN 978-3-222-13669-6
Erscheinungstermin: 11/02/2021
Sofort lieferbar
9783222136696 - Lost Places in Wien & Umgebung
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