Interview mit Eschi Fiege

„Man muss beim Kochen seine eigene Sprache finden“

Von der Experimentierfreude beim Kochen, der Wichtigkeit, beim Experimentieren auf sich selbst zu hören, ihr neues Kochbuch „There is more than pasta“, das sie für ihre Tochter geschrieben hat und die darin enthaltenen Grundprinzipien für Rezepte, die Auswirkungen von Corona auf die Gastronomie und ihr eigenes Lokal in Wien: Kochbuch-Autorin Eschi Fiege im Interview mit Margot Hohl.

© Vanessa Maas Bild vergrößern Foto: Vanessa Maas

„Das Leben wird schöner mit gutem Essen“, „Nichts kommt uns näher als Nahrung“: Abgesehen vom Konzept Ihres Buches fällt auch der unglaublich positive und praxisbezogene Zugang zum Kochen und Essen auf. Wie sind Sie auf die Idee zu diesem Buch gekommen?
Eschi Fiege: Meine Kochbücher schreibe ich immer direkt aus meinem Leben heraus. Tatsächlich hat meine Tochter im Vorjahr maturiert, und ich habe viel darüber nachgedacht, wie das dann so wird und was ich als Mutter koche, solange sie noch im Familienkosmos lebt. Vielen, die ausziehen bzw. jenen, die mit dem Kochen beginnen, fehlt das Know-how, und auch das Budget ist natürlich begrenzt. Und das Kochen ist doch sowas Schönes, es belgeitet uns in allen Lebenslagen. Ich hab also versucht, ein vernünftiges Kochbuch für alle zu schreiben, die anfangen zu kochen. Vom Prinzip her sind es immer gleiche Schritte, bei vielen Rezepten. Wenn man das einmal verstanden hat, kann man sich eigentlich ganz gut versorgen. In Wirklichkeit kochen wir ja auch wenige Rezepte, oft kommt man mit zehn, zwölf Familienrezepten gut durch. Damit das aber nicht fad wird und damit es auch ein gewisses „Entdeckungselement“ gibt, hab ich das Buch geschrieben – um schlussendlich als Hobbykoch nicht mehr abhängig von Kochbüchern zu sein. Ich möchte die Freude vermitteln, mit den Grundlagen des Kochens zu spielen, und zu mehr Freiheit und Selbstbestimmung inspirieren: Wie schmeckt das Rezept mit einem anderen Gemüse?

 

Was möchten Sie (jungen oder auch älteren) Menschen mitgeben, die noch ihren persönlichen Zugang zum Kochen suchen?
Fiege: Dass sie sich nicht verstellen sollten beim Kochen! Auch ich habe anfangs für Gäste so richtig aufgekocht – aber das hat keinen Sinn. Man muss beim Kochen seine eigene Sprache finden. Bei mir persönlich funktioniert hat es erst, als ich angefangen habe, so zu kochen wie ich spreche oder tanze. Ich versuche, nicht hinter anderen herzukochen. Beim Experimentieren kann man sich natürlich auch einmal vertun, aber das macht nix.

 

Ist Ihnen das in letzter Zeit einmal passiert? Dass sie sich beim Kochen und beim Experimentieren vertan haben?
Fiege: Ja, aber das liegt eher daran, dass ich unkonzentriert war oder lieblos gekocht habe. Es schmeckt auch nicht immer gleich beeindruckend gut. Im Ergebnis spiegelt sich alles wider: Es ist auch nicht jede Kartoffel gleich, auch wenn ich die gleiche Sorte kaufe. Wie ein Gericht schlussendlich schmeckt, ist ein sehr vielfältiges Feld.

 

Wie und wann haben Sie selbst mit dem Kochen begonnen?
Fiege: Oh, das ist relativ früh losgegangen. Meine Mutter war eine leidenschaftliche Köchin, und ich habe mit acht Jahren angefangen, die Salatsauce zu machen, weil meine Mutter fand, dass meine einfach besser schmeckt. Mit 16 habe ich mir Gerichte ausgedacht – die manchmal besser ausgesehen als geschmeckt haben – und das hat nie mehr aufgehört. Es wird ja auch nicht fad! Ich frage mich, welche Sache außer dem Kochen man noch über 20, 30, 40 Jahre machen kann, ohne dass sie einem fad wird.

 

Wie ist die Reaktion Ihrer Leserinnen und Leser auf das Buch?
Fiege: Coronabedingt ist das leider schwierig zu sagen, weil die offizielle Präsentation direkt im Lockdown gewesen wäre. Die Reaktionen, die ich bisher bekommen habe, sind jedenfalls alle sehr positiv, und das freut mich sehr. Schön ist es, wenn die Leute etwas damit anfangen können. Ich habe auch versucht, keine anbiedernde Jugendsprache anzuwenden, sondern so zu schreiben, wie ich mit den Menschen auch spreche.

 

Diese Sprache, die geschrieben so klingt wie gesprochen, fällt schon beim Vorwort auf und zieht sich durch das ganze Buch und alle Rezepte. Ich könnte mir vorstellen, dass wer bisher noch Scheu vor dem Kochen hat, sie mit Ihrem Buch verliert.
Fiege: Ja. Es geht um einen realistischen Zugang: Es ist nicht alles so leicht wie es immer behauptet wird. Dass alles schnell gehen muss, ist auch nicht gut. Zum Beispiel beim Ei-Pochieren: Ich habe viele verhaut, aber jetzt weiß ich, wie es geht. Erst dann gehört mir das. Von Geräten, die alles für einen übernehmen, sollte man sich beim Kochen auf keinen Fall abhängig machen. Das Kochen an sich ist ja schon ein so schöner Akt, es wäre schade darum. Das Kochen ist schon Teil der Nahrung, die man sich zuführt, eine echt sinnvolle Tätigkeit – und Kochen kann die Sehnsucht nach dem Sinn sehr gut erfüllen. Essen ist ja wirklich was ganz Tolles.

 

Sie haben seit einigen Monaten auch „Das kleine Paradies“, Ihr Lokal in Wien, Blindengasse 3. Wie würden Sie dieses jemandem beschreiben, der es noch nicht kennt?Michi Klein und Eschi Fiege in ihrem Lokal "Das kleine Paradies" Credits: Das kleine Paradies
Fiege (überlegt nicht lange): Es ist ein schöner, freundlicher, herzlicher und ein bisschen wilder Ort - im Sommer mit Garten -, an dem es Essen gibt, das der Seele und dem Körper guttut. Wenn auch im Moment die Karte etwas kleiner ist. Der Ansatz ist, dass es zum Beispiel Fisch oder Huhn gibt – und dazu die Beilagen, die man selber möchte: Was will ich heute? Mit dem Angebot kann man auch über den eigenen Tellerrand schauen. Das Projekt, das wir damit unterstützen, beschäftigt auch minderjährige unbegleitete Flüchtlinge, mittlerweile generell vulnerable Menschen mit Fluchthintergrund. Derzeit haben wir vier Mitarbeiter, die aus diesem Projekt kommen. Wir haben von Mittwoch bis Samstag geöffnet.
Foto: Michi Klein mit Eschi Fiege in ihrem Lokal "Das kleine Paradies" www.daskleineparadies.at 

 

Inwiefern hat Corona Ihre Sicht auf Essen, Kochen, Vielfalt, Gastronomie etc. verändert?
Fiege: Meine Sicht auf das Essen nicht so sehr, außer insofern, als ich gesehen habe, wie viel Freude mir das Kochen macht, und wie viel Freude es auch macht, mehr Zeit fürs Essen zu haben. Ich habe – wie ein Großteil der Österreicher – selbst Brot gebacken, wir haben uns dreimal am Tag zum Essen gemeinsam an einen Tisch gesetzt, und das war schon schön. Und über die Gastronomie und unsere Gastronomen muss ich sagen, dass ich alle für ihre Leidenschaft bewundere. Denn man muss ja wirklich ein bisschen einen Vogel haben, wenn man das macht. Wie viele lustige, nette Ideen die Wirte haben, in dieser für alle sehr schwierigen Zeit, ist großartig. Ich bin guten Mutes, dass wir alle miteinander lernen werden, immer besser damit umzugehen.

 

Haben Sie ein Nachfolgewerk in Planung?
Fiege: Dieses ist mein drittes Kochbuch, und insgesamt möchte ich sieben schreiben. Demnächst vielleicht gern etwas über Drinks – ich habe noch einige Projekte, die sich dazu eignen. Vielleicht auch die Endlosküche, bei der man im Kreis kochen kann. Aber zuerst einmal möchte ich „Das kleine Paradies“ noch gut begleiten, damit es einfach gut dasteht.

  • Elisabeth Fiege
  • there is more than pasta
  • Mit 12 Kochideen 365 Tage gut essen
€ 25,00
Hardcover
19 x 24,5 cm; 176 Seiten
ISBN 978-3-222-14043-3
Erscheinungstermin: 20/02/2020
Sofort lieferbar

Mein Teller, meine Welt!

In Eschi Fieges Kochbüchern „tobt das Leben“: Diesmal widmet sie sich einem besonderen Lebensabschnitt – dem Moment des Ausziehens von zu Hause und dem Start in die Selbständigkeit. Ihre ermutigende Botschaft: Du musst keine 365 Rezepte beherrschen, um 365 Tage im Jahr gut zu essen!
Ihr neues Buch ist ein Plädoyer für größtmögliche Selbstbestimmung: Mit nur 12 Kochideen – Schritt-für-Schritt erklärt – und zahlreichen Variantenrezepten wird eigenständiges Navigieren im Küchenkosmos für alle Kocheinsteiger*innen zum lustvollen und übersichtlichen Kinderspiel. Denn wer grundlegende Arbeitsschritte versteht, kann sie unbegrenzt variieren, erweitern, abwandeln: Gut kochen kann so einfach sein. Also ran an die Töpfe!

• DAS Kochbuch, das Kocheinsteiger&innen ernst nimmt und Spaß macht
• 12 Kochprinzipien in übersichtlicher Schritt-für-Schritt-Erklärung
• Vielfältige Rezeptvarianten: von Omelette über Ofengemüse bis Quiche und Kuchen

Pressestimmen:
„[...] Speisen ohne viel Schnickschnack. Sie sind poppig und modern fotografiert, ohne dem Betrachter das Gefühl zu geben: Das kriege ich nie so hin.“ Der Standard

Eschi Fiege sorgt nach ihrem erfolgreichen „Mittagstisch“ und zwei Kochbuch-Bestsellern seit Herbst 2019 in ihrem neuen Lokal „Das kleine Paradies“ in der Wiener Josefstadt für lebendige, ganz persönliche Küchenkunst. Ihr Motto „Keine Angst vor dem eigenen Weg“ möchte sie auch der nächsten Küchengeneration weitergeben.

Vanessa Maas arbeitet international im Bereich Porträt, Fashion und Beauty. Ihr Debut in der Foodfotografie startete sie mit Eschi Fieges „Mittagstisch“. Inzwischen hat sie voller Begeisterung ihr siebtes Kochbuch-Projekt umgesetzt und übernimmt immer wieder das Setstyling. Sie liebt Reisen zu Wiener Kunden, Freundinnen und Freunden, unzähligen guten Restaurants und Weinbergen.

Blick ins Buch

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there is more than pasta

€ 25,00
Hardcover
19 x 24,5 cm; 176 Seiten
ISBN 978-3-222-14043-3
Erscheinungstermin: 20/02/2020
Sofort lieferbar
9783222140433 - there is more than pasta
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