Kapitel aus Warum machen wir es nicht einfach?

Verändern: Was braucht es, dass wir es doch einfach machen?

Motivation zur Verhaltensänderung

Was braucht es, dass wir es doch einfach machen? - © (c) Polina Tankilevitch Bild vergrößern Foto: (c) Polina Tankilevitch

Denken Sie bitte mal an eine Verhaltensweise oder an eine Gewohnheit, die Sie eigentlich schon lange ändern wollten. Vielleicht war sie auch schon Gegenstand des einen oder anderen Neujahrsvorsatzes, hat es aber dann im Alltag wieder nicht geschafft, umgesetzt zu werden.

Bei Lara ist es der Vorsatz, tagsüber weniger Schokolade zu essen, da sie sich über die negativen Auswirkungen auf ihre Gesundheit bewusst ist. Trotzdem findet fast wie nebenbei die leckere Köstlichkeit den Weg in Laras Sichtfeld und von dort auch sofort in den Mund. Warum? Menschen erwarten sich durch das Ausführen eines spezifischen Verhaltens das Eintreten von positiven oder das Ausbleiben von negativen Konsequenzen. Führen Handlungen tatsächlich zu diesem erwarteten Resultat, ist dies ein Antrieb, sie zu wiederholen. Bei Lara zum Beispiel ist es die Erwartung des positiven Gefühls, die sie durch den Biss in ein Schokoladenstück erhält. Der Tag kann noch so anstrengend sein, der Genuss von Schokolade hilft ihr, diesem zu entkommen – kurz, aber doch. Da sie meist zu ihrer Lieblingsmarke greift, die sie auch schon als kleines Mädchen bevorzugt hat, ist diese Handlung gepaart mit Kindheitserinnerungen und dem Gefühl von Leichtigkeit und Sorglosigkeit – kurz gesagt ein kleines Stück absolutes Glück, bei dem die positiven Konsequenzen unmittelbar erlebbar sind und die negativen in scheinbar weite Ferne rücken. Wie könnte Lara diese lieb gewonnene Gewohnheit verändern?

Diese Situation spiegelt die Herausforderung wider, die die Motivation von Verhaltensänderungen mit sich bringt. Konsequenzen, die unmittelbar erlebbar sind, steuern unser Verhalten stärker als solche, die mit einer gewissen Unsicherheit in der Zukunft auftreten. Dies trifft auf Lara zu, bei der im unmittelbaren Moment des Schokoladengenusses die positiven Folgen in Form eines Glücksgefühls präsenter sind als zukünftig negative in Form von möglichen Krankheiten durch den Zuckerkonsum oder Übergewicht. Dasselbe gilt aber auch für den Wechsel zu einem nachhaltigeren Lebensstil. Ein Biss ins Schnitzel bringt für viele Genuss und die oft negativen Auswirkungen für das Tierwohl rücken in weite Ferne, wir vergessen in diesem Augenblick, dass es sich bei einem Schnitzel mal um ein lebendes und fühlendes Tier gehandelt hat, in erster Linie zählen der Genuss und das Schmecken; bei der Nutzung des Autos für kurze Strecken überwiegen subjektiv die positiven Gefühle, da es bequemer ist, und die Tatsache, dass der motorisierte Individualverkehr einer der Haupttreiber des Klimawandels ist, spielt nicht mehr wirklich eine Rolle; oder ein neues Kleidungsstück vom konventionellen Bekleidungsladen bringt anerkennende Kommentare im Bekanntenkreis und einen kurzen Glücksrausch, das damit verbundene Leid der Näherinnen und die Belastung für die Umwelt durch den Einsatz von giftigen Chemikalien im Herstellungsprozess scheinen plötzlich nebensächlich. Die negative Seite einer Handlung ist in vielen Fällen schwer greifbar und nicht direkt im Alltag oder während des Konsums zu spüren. Die positiven Erlebnisse hingegen stellen sich oft unmittelbar ein.

Darum ist ein Ansatz in der Umweltpsychologie, an genau diesen Konsequenzen anzusetzen. Verhaltenskonsequenzen wirken dann am stärksten, wenn sie möglichst unmittelbar und konkret eintreten.67 Häufig ist das der Fall bei den sogenannten natürlichen Konsequenzen, bei denen eine Person von sich aus ohne externe Einflüsse positiven Anreiz durch ein Verhalten erlebt. Das gilt sowohl für das Verhalten, das man eigentlich ändern möchte, wie das positive Glücksgefühl nach dem Biss in die Schokolade. Aber auch, wenn man es doch geschafft hat, das gewünschte Verhalten zu zeigen: Zum Beispiel das zufriedenstellende Gefühl, nachdem man sich doch noch zu einer Runde Sport aufraffen konnte, oder die Freude, die man empfindet, wenn einem beim täglichen Arbeitsweg mit dem Rad der Fahrtwind durchs Haar bläst und man das schöne Gefühl hat, sich bewegt zu haben.

€ 25,00
Hardcover
13,5 x 21,5 cm; 176 Seiten
ISBN 978-3-222-15077-7
Erscheinungstermin: 24/02/2022
Sofort lieferbar
€ 19,99
E-Book - EPUB
0 x 0 cm; 176 Seiten
ISBN 978-3-99040-646-5
Erscheinungstermin: 24/02/2022
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€ 19,99
E-Book - Kindle
0 x 0 cm; 176 Seiten
ISBN 978-3-99040-647-2
Erscheinungstermin: 24/02/2022
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Das Klima in uns

Dürrebrände, Hitze bis zu 50 Grad und Sturmfluten vor unserer Haustür. Der Klimawandel ist bei uns angekommen. Wir wissen, dass wir mit unserer Art zu leben, zu wirtschaften und Politik zu machen, die Ursache sind. Wir haben Angst vor dem, was noch kommt. Wir wissen, was zu tun ist. Warum machen wir’s nicht einfach?
Die Umweltpsychologin und Wissenschaftlerin Isabella Uhl-Hädicke widmet sich in ihrem ersten Buch dieser Frage. Wieso klaffen bei der Klimakrise Wissen und Handeln so oft auseinander, obwohl die Kosten des Nicht-Handelns um ein Vielfaches höher sind? Welche oft unbewussten Faktoren beeinflussen unser Umweltverhalten und wie schafft man es trotzdem, den inneren „Umweltschweinehund“ zu überlisten?
Endlich Antworten auf eine der brennendsten Debatten der Stunde: überraschend, hoffnungsvoll und mit vielen konkreten Anwendungsbeispielen.

• Dem inneren Umweltschweinehund auf die Schliche kommen und ihn überwinden
• Wie es uns zufriedener macht, wenn wir unsere persönliche Komfortzone verlassen
• Mit zahlreichen AHA-Effekten, angewandter Psychologie und Tipps zum Selbst-Ausprobieren

Pressestimmen 
„Warum machen wir es nicht einfach“ bietet Leser:innen nicht nur spannende Informationen aus der Psychologie, sondern hält auch praktische Tipps bereit, um unsere Trägheit schlussendlich doch zu besiegen." Robert Jungk Bibliothek für Zukunftsfragen

Dr. Isabella Uhl-Hädicke ist Umweltpsychologin an der Universität Salzburg. Sie forscht und lehrt zu den Themen Klimawandelkommunikation und Förderung von umweltfreundlichem Verhalten. Seit 2018 ist sie Vorstandsmitglied des CCCA (Climate Change Center Austria). Darüber hinaus unterstützt sie Unternehmen, NGOs, Entscheidungsträger:innen und Politik bei der Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie will als Vermittlerin zwischen Wissenschaft und Praxis zu einer lebenswerten und nachhaltigen grünen Zukunft beitragen.

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Warum machen wir es nicht einfach?

€ 25,00
Hardcover
13,5 x 21,5 cm; 176 Seiten
ISBN 978-3-222-15077-7
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E-Book - EPUB
0 x 0 cm; 176 Seiten
ISBN 978-3-99040-646-5
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ISBN 978-3-99040-647-2
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9783222150777 - Warum machen wir es nicht einfach?
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